Exkursion zum Schutz und zur Erhaltung des Auerhuhns

Am 11. und 18. Oktober 2023 waren 56 Schülerinnen und Schüler der Maria-Furtwängler-Schule aus Lahr mit Lehrerpersonal zum zweiten Mal für den Artenschutz unterwegs gewesen. Die gemeinschaftliche Unternehmung setzte damit eine Initiative fort, die auf Anregung des Forstbezirks Mittleres Rheintal im Herbst 2022 erstmalig startete. Mit den zwei waldpädagogischen Mitarbeitern ging es per Bustransfer auf eine Höhe von fast 800 m oberhalb der Gemeinde Gengenbach.

Am Ort des Wirkens fand die Schulgemeinde eine Lichtung im Wald vor: Locker stehende Bäume überragen den dicht aufschließenden Unterwuchs, der zu Lebensraumgestaltung des Auerhuhns entfernt werden soll. Nach der Begrüßung hielt der Mitarbeiter des Forstbetriebs ein Präparat des männlichen Auerhuhns in die Höhe, das deutlich größer ist als das Huhn, etwa gänsegroß und bis 6,5 kg schwer. „Wir sind hier, damit im Frühjahr die ausgebrüteten Küken, die Fäustlings groß sind, an ihre Nahrung kommen. Nur tiefstehende Heidelbeeren können die Kleinen erreichen“, erklärten David und Wiltrud vom Forstbetrieb. Die Heidelbeere aber wächst zum Beispiel mit dem bis 1,50m hohen Adlerfarn in die Höhe mit, für die Küken in unerreichbare Höhe. „Aufgabe ist folglich, den hohen Bewuchs auf der lichten Fläche zu entfernen, umliegende junge Tannen und Buchen stehen zu lassen, wie die höheren astreichen Bäume, auf welche die Auerhühner im Notfall flüchten können,“ erklärte David weiter.

An der Pflegefläche angekommen, dezimierten die Jugendlichen mit ihren Lehrern und Forstmitarbeitern mit Handsägen und Astscheren den Fichten-Jungbestand. Auch auf dem Waldboden liegende Äste und Stämme wurden auf zentrale Haufen gelegt. Mit Sägen wurden auch Bäume mit armdicken Stämmen gefällt. Das abgeschlagene Gestrüpp aus Haufen deponierten sie ebenso, wobei sich das „Aufräumen“ in dem steilen und steinigen Gelände recht anstrengend gestaltete. Die Haufen sollen den Auerhühnern als Unterschlupf vor den gefürchteten Fressfeinden dienen.

Nach einer Pause und anschließender Weiterarbeit ging der Ausflug mit einer kurzen Wanderung zu einer Waldhütte am frühen Nachmittag zu Ende, das mit der Einnahme von leckerem Obst versüßt wurde. Auf dem Weg lernten wir noch Besiedlungsreste mit verwittertem Gemäuer kennen, harzende Bäume, die Verwendungsmöglichkeiten dieses Klebstoffs und einen von Ameisen an einem Sonnenplatz angelegten Bau.

Allgemeine Überlegungen zur Methodik und Didaktik

Die 56 Schülerinnen und Schüler sind Sprachschüler, die infolge ihrer Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten einer besonderen Fürsorge bedürfen, hatten nur eine kurze Zeit der Vorbereitung, die anschließende Aufbereitung der Erfahrungen ist folglich besonders bedeutsam. Die Maria-Furtwängler-Schule ist in diesem Bereich besonders aktiv und gefordert. Inzwischen sind fünf Sprachklassen eingerichtet, die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat sich seit 2021/22 mehr als verdoppelt.

Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren werden zu Beginn des neuen Schuljahrs auf ihren Sprachstand getestet und in die Klassen eins bis fünf eingeteilt, reicht von keinen Deutschkenntnissen der gerade Angekommenen bis zum höchsten Niveau in der VABO1.

Die Idee für das Schuljahr 2023/24: Schüler der VAB2 (Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf (VAB)), die über ein höheres Sprachniveau verfügen und im laufenden Schuljahr den Hauptschulabschluss angehen, sollen den VABO-Schülerinnen helfen, die von den Waldpädagogen gegebenen Informationen überhaupt zu verstehen. Eine Hürde des sprachlichen Verstehens, vor allem für die Anfängerklassen.  Für Sprachanfänger steht daher vor allem das Tun im Vordergrund, das Emotionale in Umgebung von Wald, Pflanzen, Ameisen und Sonne, das Spüren und die Erfahrungen gemeinsamen Erlebens. Das Fühlen der Natur und die Tätigkeit zum Erhalt des Auerhuhns kann von ihnen zum Beispiel durch zeichnerische Wiedergabe gegeben werden.

Für die VAB2 wird es Aufgabe sein, im Nachgang, u.a. mit der Anfertigung von „Handouts“ (Handreichungen), die wichtigsten Informationen zum Thema zu erarbeiten, die im nächsten Schuljahr hilfreich sein können, um auf Ukrainisch / Russisch, auf Arabisch und Persisch sowie auf Französisch und Englisch grundlegende Informationen bereitzustellen. Übersetzungen der sprachlich weiteren Schülerinnen, hauptsächlich aus der Ukraine, aus Syrien, Afghanistan und Afrika, helfen den Neuangekommenen.

Auch der gemeinschaftliche Anspruch, der dem Erhalt und dem Schutz unserer Natur dient, wird Schwerpunkt der Nachbereitung sein! Filmmaterial, selbst produzierte Videos schaffen Nähe zum Erlebten, das motivierend und unterstützend wirkt, wird aufbereitet. Damit kann auch kognitiv reflektiert werden, Sinnstiftung entwickelt und somit Wege aus einem Alltag der Jugendlichen, der oft nicht einfach ist, gefunden werden. Ihr Leben in der Emigration erhält Sinn, stiftet Identität und stärkt die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg, in Deutschland anzukommen, sie für Arbeit, Beruf und ihr Leben zu qualifizieren. Deshalb sind Bildungsausflüge in die Natur von besonderer Bedeutung, wo Freude und Gemeinsamkeit einstehen und (kulturelle) Schranken überwinden helfen.

Text und Bilder: Johannes Klotz

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